Klinik für Neurologie des UniversitätsSpitals Zürich
Das Vestibulo-Okulomotorische Labor der Klinik für Neurologie, UniversitätsSpital Zürich, wurde Anfang der 1970er-Jahren von Volker Henn aufgebaut. Er verwirklichte von Anfang die Idee eines weitgefächerten Forschungsplatzes mit fortwährendem Austausch from-bench-to-bedside und from-bedside-to-bench. Entsprechend wurde die Infrastruktur des grundlagen-wissenschaftlichen und des human-wissenschaftlichen Labors ständig und gleichberechtigt erweitert. Die zahlreichen Publikationen in führenden grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Journalen sowie das internationale Ansehen des Labors belegen den Erfolg dieses integrativen Forschungsansatzes der Vestibulo-Okulomotorik in Zürich.
Im human-wissenschaftlichen Bereich werden seit 1998 zunehmend Fragestellungen im Grenzgebiet zwischen vestibulo-okulomotorischer Pathophysiologie und klinischer Forschung bearbeitet. Der weltweit einmalige motorisierte dreidimensionale Drehstuhl hat dabei experimentelle Möglichkeiten eröffnet, die noch auf Jahre hinaus nicht ausgeschöpft sind. Zahlreiche internationale Kollaborationen mit entsprechenden Publikationen sind nicht zuletzt auf die Existenz dieses Drehstuhls zurückzuführen.
Um die Rekrutierung von Patienten für Forschungszwecke zu erleichtern und gleichzeitig die Erkenntnisse aus der Forschung so rasch wie möglich in die klinische Routine einzuführen, wurde die Zusammenarbeit mit der HNO Klinik und der Augenklinik des UniversitätsSpitals stark ausgebaut. Zusammen mit der HNO Klinik wurde 2004 das erste Interdisziplinäre Zentrum für Schwindel und Gleichgewichtsstörungen eröffnet. In den folgenden Jahren kamen als weitere Partner die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie das Institut für Physikalische Therapie dazu. Am 1. September 2015 wurde das Zentrum mithilfe der Augenklinik als neuen Partner um die Neuro-Ophthalmologie erweitert und heisst neu Interdisziplinäres Zentrum für Schwindel und neurologische Sehstörungen.
Das Zentrum hat seit mehr als 10 Jahren Erfahrung bei der Mitbetreuung von Spitzensportlern, v.a. Eishockey- und Fussballspieler. Die Problemstellung bestand vorwiegend in einem persistierendem Schwindel nach Kopftrauma. Nach Ausschluss von Gehirnverletzungen aufgrund von klinischen und bildgebenden Untersuchungen zeigte sich häufig eine Innenohrerschütterung als Ursache des Schwindels. Diese sog. Commotio labyrinthi kann dazu führen, dass Kristalle vom Otolithenorgan (misst die Schwerkraft und Linearbeschleunigung im Innenohr) abgesprengt werden und frei in der Innenohrflüssigkeit herumschwimmen, in die Bogengänge gelangen und dort Schwindel erzeugen. Durch bogengangspezifische Lagerungsmanöver auf der Untersuchungsliege oder mithilfe des motorisierten Drehstuhls konnten und können wir vielen Sportlern helfen. Die Diagnostik und Therapie des Schwindels nach Kopftrauma im Sport wird dank der Partnerschaft mit dem Swiss Concussion Center einen grossen Schritt vorwärts kommen.
Schulthess Klinik
Die Schulthess Klinik in Zürich ist eine der führenden orthopädischen Kliniken in Europa und die erste Adresse für orthopädische Chirurgie, Neurologie, Rheumatologie und Sportmedizin. Vor ungefähr 30 Jahren wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Jiří Dvořák die Neurologie der Schulthess Klinik gegründet und aufgebaut. Die Abteilung befasst sich primär mit neurologischen Fragestellungen rund um das muskoloskelettale System, das Kopf- und Nackenverletzungen beinhaltet. Mittlerweile besteht das Team aus 10 zertifizierten Neurologen und wird von Dr. med. Alfred E. Müller geleitet.
Die neurologische Abteilung befasst sich seit 20 Jahren mit Gehirnerschütterungen beim Sport (sports concussion). In der Sportmedizin werden verletzte Sportler nach dem neuesten Stand des Wissens behandelt. Ärzte der Schulthess Klinik sind in den internationalen Gremien zur Erarbeitung der Guidelines zu Diagnose und Therapie vertreten.
Der damalige Chefarzt der Neurologie und der FIFA, Prof. Dr. Jiří Dvořák, war Gründungsmitglied der „Concussion in Sport“-Gruppe, die sich mit unterschiedlichen Fragestellungen zu Definition, Diagnose und Behandlung von sportassoziierten Kopfverletzungen (insbesondere Gehirnerschütterungen) befasst. Seit 2001 fanden insgesamt 5 Konsensuskonferenzen (2001, 2004, 2008, 2012, 2016) statt, die zunächst vom internationalen Fussballverband (FIFA), internationale Eishockey-Verband (IIHF) und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), später auch vom Welt-Rugby Verband (WR) und internationalem Reitverband (FEI) unterstütz wurden. Die Ergebnisse der 5 Konsenskonferenzen wurden im British Journal of Sports Medicine veröffentlicht, das derzeit die am besten bewertete wissenschaftliche Zeitschrift (impact factor) im Bereich der Sportwissenschaften ist.
Neben der Forschung arbeitet das Team der Neurologie eng mit den Experten der Sportmedizin zusammen und leistet einen aktiven Beitrag zu spinalen Störungen und Schädel-Hirn-Trauma (einschliesslich Gehirnerschütterung). Zur Erfassung aller Facetten von möglichen Beschwerden von Sportlern nach Kopf- und Nackenverletzungen, erfolgt ein enger interdisziplinärer Austausch mit Wirbelsäulen-Spezialisten, Psychologen und Sporttherapeuten. Mit der Konzentrierung des Wissens und Könnens im Swiss Concussion Center ist eine optimale Betreuung der betroffenen Sportler gewährleistet.